One Million German Passports
Der in Chile geborene und in New York lebende Architekt, der Kunst macht - wie Alfredo Jaar sich selbst bezeichnet - zeigt, warum er als einer der kulturell, politisch und gesellschaftlich engagiertesten bildenden Künstler unserer Zeit gilt. Der verstorbene Okwui Enwezor schrieb: „Alfredo Jaars Werk stellt eines der Engagiertesten eines zeitgenössischen Künstlers dar, indem er die strukturelle Verbindung zwischen Ethik und Ästhetik, Kunst und Politik unverhohlen aufgreift.“ Der Künstler erforscht komplexe sozio-politische Themen und stellt die Ethik der Repräsentation in den Vordergrund. In seinen stillen und meditativen Werken setzt sich Jaar mit Themen von großer Tragweite auseinander, indem er Zeugnis von humanitären Katastrophen ablegt und die Auswirkungen von militärischen Konflikten, politischer Korruption und wirtschaftlicher Ungleichheit in der ganzen Welt aufzeigt.
Einmal mehr greift Alfredo Jaar ein drängendes Thema unserer Zeit auf, indem er auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die europäische Migrationspolitik, einschließlich der aktuellen Debatte über die Einbürgerung in Deutschland, reagiert. Die Installation inmitten der Rotunde setzt sich aus einer Million deutscher Pässe hinter einer gläsernen Hochsicherheitswand zusammen. Das ist die Zahl der Menschen, die die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 in Deutschland willkommen hieß. Es ist aber auch die Zahl der Menschen, die sich später von ihr und ihrer Partei (CDU) distanzierten und 2017 die rechtsextreme Partei Afd wählten. Die Installation stellt die Frage nach Staatsbürgerschaft und Identität angesichts zunehmender Migrationsbewegungen, die sich aufgrund des Klimawandels und anhaltender Konflikte verstärken, sowie der ungleichen Behandlung von Geflüchteten.
Dieses Projekt ist Okwui Enwezor (23. Oktober 1963, Calabar, Nigeria - 15. März 2019, München, Deutschland) gewidmet.
Organisation: Andres Lepik und Anja Albrecht
Eröffnung: 28. März 2023, 19 Uhr
Vortrag von Alfredo Jaar: IT IS DIFFICULT. RECENT PROJECTS, 29. März 2023, 19 Uhr, Ernst von Siemens-Auditorium, kostenfrei
Gefördert durch Allianz; PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
Eine Ausstellungszeitung mit Beiträgen zur Installation erscheint am 9. Mai 2023.
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