Kunst
Max Beckmann
Selbstbildnis in Schwarz, 1944
Graphik
Ólafur Elíasson
Spheres of power and care, 2016
Architektur
Francis Kére
Spheres of power and care, 2016
Design
Alma Siedhoff-Buscher,
Schiffbauspiel, 1923, Bauhaus, Weimar
In der Neuen Sammlung arbeiten, heißt nicht nur, in der Neuen Sammlung arbeiten. Das staatliche Designmuseum des Freistaates Bayern – eines der größten Designsammlungen der Welt und 1925 gegründet – gehört zu den vier Museen in der Pinakothek der Moderne. Eigentlich bewege ich mich jeden Tag durch ein Haus aus vielen Häusern, mit vielen Disziplinen und verschiedenen Epochen. Diesen Reichtum zu erfahren, bedeutet auch, ihn wertzuschätzen; und mit jedem Gang quer durch die Etagen gewinne ich Erkenntnisse, sehe Verbindungen und entdecke immer wieder andere Favoriten – wie diese:
Anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Gründung des Bauhauses in Weimar bereiten wir in der Neuen Sammlung eine besondere Ausstellung vor. Schon eindrucksvoll, das Schiffsbauspiel von Alma Buscher in Händen zu halten, das unser Haus kurz nach seiner Gründung 1925 am Bauhaus gekauft hat. Es ist bald hundert Jahre alt! Buscher hatte während ihrer Zeit am Bauhaus nach neuesten pädagogischen Erkenntnissen Spielzeuge und Kindermöbel entwickelt. Diese gehören zu den erfolgreichsten Produkten des Bauhauses.
Beklemmend ist für mich das schwarze Selbstporträt von Max Beckmann. Er malte sich 1944 im Exil in Amsterdam. Er hat erfahren, seine Heimat zu verlassen, aufzugeben, neu anzufangen. In diesem Jahr wütete der Zweite Weltkrieg, viele Städte lagen bereits in Schutt und Asche, das Grauen des Krieges mit seinen unzähligen Opfern war in seiner Dimension noch nicht erfasst, da hielt Beckmann sich fest. Sein durchdringender und kalter Blick liegt auf den heutigen Betrachtern, die in Zeiten der größten Fluchtbewegungen leben.
Wellblech und Lehm, damit bauen die Menschen häufig in Burkina Faso. Die Grundschule in Gando von Francis Kéré besteht aus diesen Materialien, aber auf neue Weise. Mich hat nicht nur diese durchdachte Konstruktion beeindruckt, die die klimatischen und lokalen Bedingungen berücksichtigt, sondern auch wie die Schule 2001 entstanden ist. Sie wurde von der ganzen Gemeinde gebaut, jeder hat etwas zum Bau beigetragen. Ein rundum gelungenes und nachhaltiges Projekt.
Immer noch denke ich an die Wasserfarben-Aquarelle des isländischen Dänen Ólafur Elíasson, der sich auch mit Naturphänomenen befasst. Er arbeitet hier mit Gletschereis – ein kostbares Gut in Zeiten der globalen Erwärmung. Eigentlich lässt er arbeiten. Pigmente kippt er auf das Eis und lässt es auf vorbereitetes, angefeuchtetes Papier schmelzen. Es entstehen zufällig kalkulierte, wolkige Malereien in runden Feldern, die uns wie an ein Fenster herantreten lassen. Die Aussicht auf die wunderschönen zarten Flächen sensibilisieren uns gleichzeitig für die gewaltigen Kräfte der Natur.