Architektur
Balkrishna Doshi
Sangatz Architect's Studio, Ahmedabad, Indien 1980 Tusche auf Transparentpapier Vastushilpa Foundation
Kunst
Wols
Komposition, 1946, Öl auf Leinwand, Bayrische Staatsgemäldesammlungen © VG-Bild-Kunst, Bonn 2020
Graphik
Hermann Glöckner
Braun und Gold, 1930 - 1932 Collage, farbiges Papier, Pappe Staatliche Graphische Sammlung München © VG-Bild-Kunst
Design
Wilhelm Wagenfeld
Tischleuchte MT9, Bauhaus Weimar, 1924 Glas, Spiegelglas, Milchglas (Schirm) Die Neue Sammlung - The Design Museum
Reden wir über Kunst, dann sprechen wir auch von Menschen, die sie geschaffen haben. In der Pinakothek der Moderne spiegelt sie unsere Vergangenheit und Gegenwart und wagt für uns einen Blick in die Zukunft.
Kunst überschreitet Grenzen, Kunst eröffnet Denk-Freiräume, Kunst setzt Toleranz voraus!
Künstler sind Menschen, die Grenzen überschreiten, Denk-Freiräume fordern, Toleranz vorleben und wie Du und ich mitten im Leben stehen.
Es ist für mich ein besonderes Glück als Direktor und Kurator in einem Haus der Moderne mit meinen Ausstellungen Brücken zu bauen zwischen der Kunst und dem Leben, zwischen den Künstlern und den Besuchern.
Die Staatliche Graphische Sammlung München ist mit mehr als 400.000 Werken und über 500 Jahren Kunstgeschichte ein fulminanter Think-Tank im Freistaat Bayern, der sich mit seinen Ausstellungen epochenübergreifend immer auch an aktuellen Fragen der Gegenwart orientiert.
Was nimmt man mit, wenn man nur einen Koffer hat? Die französische Fotografin Florence Henri, die als Studentin für ein Semester am Bauhaus arbeitetet, hatte sich für die Lampe von Wilhelm Wagenfeld entschieden. Ich stelle mir gerne vor, wie Henri in Ihrem Pariser Arbeitszimmer im Licht der Lampe arbeitet und sich tagtäglich an diesem zukunftsweisenden Design erfreut hat.
Wols hat die Kunst radikalisiert. Er musste viele innere und äußere Grenzen überschreiten, um Freiheit zu finden. Der Betrachter wird Teil seiner Kunstwerke, indem wir im Bilde sind, wir lassen das Bild bei der Betrachtung entstehen. Heute ist sein grenzenloses Werk über die ganze Welt verstreut und genau wie der Künstler nirgendwo zu Hause.
Mit Balkrishna Doshi widmet sich das Architekturmuseum einem Architekten, über dessen Schaffen in Europa, bis heute wenig bekannt ist. Er hatte sich als junger Mann in den Kopf gesetzt, bei Le Cobusier zu arbeiten. Dafür musste er von Inden nach Paris, ohne Geld, ohne Sprachkenntnisse. Doshi war ein Grenzgänger. Es sind junge Künstler, die keine Grenzen akzeptieren. Nur so entsteht Avantgarde.
Die monochrom goldene Tafel von Glöckner ist seltsam ungreifbar. Als gäbe es etwas Verborgenes, Unerschöpfliches in ihr. Eine rätselhafte, atemlose Ästhetik, die Grenzen überschreitet. Er lebte und arbeitete auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs in Ostdeutschland. Grenzerweiterung, auch geistige, retten uns davor in bleiernen Stillstand zu verfallen.